Was Mitarbeitende von KI erwarten – und wie Unternehmen darauf reagieren sollten
Wir alle stehen vor einer der größten Veränderungen unseres Arbeitslebens: dem Eintritt von KI-Agenten in den Arbeitsalltag. Doch in den meisten Diskussionen fehlt eine entscheidende Perspektive: die der Mitarbeitenden selbst.

Das Stanford SALT Lab hat genau diese Lücke geschlossen. In einer landesweiten Studie wurden 1.500 Beschäftigte aus 104 Berufen befragt, um zu verstehen, was Mitarbeitende tatsächlich von KI-Agenten erwarten, welche Aufgaben sie automatisiert oder unterstützt wissen wollen und wie diese Wünsche mit dem technologischen Reifegrad heutiger KI-Systeme übereinstimmen.
Drei zentrale Erkenntnisse zur KI-Integration aus Mitarbeitersicht
1.Mismatch zwischen Wunsch und Investition
Das sogenannte Desire-Capability Landscape zeigt, dass ein großer Teil heutiger KI-Investitionen an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht.
Ganze 41 % der Startups aus dem Y-Combinator-Portfolio arbeiten an Aufgaben, die entweder wenig Automatisierungspotenzial oder geringe Akzeptanz bei den Mitarbeitenden haben. Das bedeutet: Forschung und Kapital fließen oft in „Red Light“- oder „Low Priority“-Zonen – nicht in jene Bereiche, wo Beschäftigte sich tatsächlich Unterstützung wünschen.
2.Wunsch nach gleichberechtigter Zusammenarbeit
In vielen Berufen möchten Mitarbeitende keine vollständige Automatisierung, sondern eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit KI-Agenten.
Um das messbar zu machen, wurde die Human Agency Scale (HAS) eingeführt – ein Modell mit fünf Stufen (H1–H5), das beschreibt, wie stark Menschen in einem Prozess eingebunden sein wollen.
Besonders häufig wünschen sich Beschäftigte das Level H3 – Equal Partnership, also eine gleichberechtigte Kooperation zwischen Mensch und KI. In fast der Hälfte aller untersuchten Berufe lag der gewünschte Grad menschlicher Beteiligung über dem, was KI-Expert:innen für technisch notwendig hielten.
3.Verschiebung der gefragten Kompetenzen
Während klassische Informationsverarbeitungsfähigkeiten (z. B. Analyse oder Dateneingabe) an Bedeutung verlieren, gewinnen zwischenmenschliche und organisatorische Fähigkeiten an Gewicht.
Führung, Kommunikation und Entscheidungsqualität werden zu Schlüsselfaktoren in einer Arbeitswelt, in der KI Routinearbeit übernimmt.
Warum die Perspektive der Mitarbeitenden bei KI-Integration entscheidend ist
Die Ergebnisse der Stanford-Studie bestätigen den Ansatz unserer agineo AI Journey:
Die Einführung von KI darf nicht bei der Technologie beginnen – sie muss beim Menschen ansetzen.
Mit der Human Agency Scale können wir gezielt analysieren,
- in welchen Aufgaben Mitarbeitende wirklich Unterstützung wünschen,
- auf welche Weise diese Unterstützung erfolgen sollte (Automatisierung, Augmentation oder Kollaboration), und
- welche Aufgaben heute als Belastung empfunden werden und die Motivation unserer Teams beeinträchtigen.
KI-Strategie für Unternehmen: Was wir daraus für agineo ableiten
Bei agineo gehen wir in KI-Integrationsprojekten schrittweise vor:
1.Routinetätigkeiten identifizieren und automatisieren
Wir starten mit Tätigkeiten, die standardisiert und wiederkehrend sind – die „Low-Value Tasks“.
Beispiele: Ticket-Vorqualifizierung, Dokumentation, Standardkommunikation.
2.Unterstützungsbedarfe erkennen – trotz unvollständiger Daten
Anschließend betrachten wir Aufgaben, bei denen Mitarbeitende Unterstützung benötigen, die Datenlage aber (noch) unzureichend ist – etwa bei einer nicht gepflegten Knowledge Base oder einem Monitoring-System, das Root-Cause-Informationen liefert.
3.Datenqualität erhöhen und intelligente Nutzung ermöglichen
Wenn Daten verlässlich und zugänglich sind, lassen sich daraus KI-gestützte Lösungen ableiten – zum Beispiel für präventive Ticket-Deflection oder kontextbasierte Unterstützung, die Agenten schneller in die Umsetzung bringt.
Human Agency Scale: Der Schlüssel zu erfolgreicher KI-Strategie
HAS hilft uns, eine klare KI-Strategie zu entwickeln:
Welche Aufgaben wollen wir automatisieren, welche nur ergänzen – und wo bleibt der Mensch bewusst im Zentrum der Entscheidung?
So entsteht ein Gleichgewicht zwischen Effizienz, Motivation und Qualität, das sowohl Mitarbeitende als auch Kund:innen spürbar entlastet.
Enablement als Fundament
In unseren Enablement-Workshops vermitteln wir genau dieses Wissen:
- Wie unterscheidet man Automatisierung, Augmentation und Kollaboration?
- Wie priorisiert man Prozesse entlang der Human Agency Scale?
- Und wie gelingt es, alle Projektbeteiligten mit einem gemeinsamen Verständnis für KI-Integration auszustatten?
Denn erst wenn Teams das Prinzip verstehen, können sie schneller, präziser und verantwortungsvoller KI-Projekte umsetzen.
Das Fazit
KI-Systeme verändern nicht nur, was wir tun, sondern auch, wie wir arbeiten.
Wer die Perspektive der Mitarbeitenden ernst nimmt und Human Agency als Leitlinie begreift, wird aus dieser Transformation nicht nur produktiver, sondern auch menschlicher hervorgehen.







